Russland.
Für viele der Innbegriff des späten Kommunismus, für andere ein Synonym für Vodka und anderen Alkohol.
Für mich eine neue (Lebens-)Erfahrung.
Aber lasst uns von vorne beginnen.
Meine Freundin studiert seit Ende August in St. Petersburg an der Uni im Rahmen ihres IBW Studiums. Daher war es für mich naheliegend und nur eine Frage des Zeitpunkts, bis ich sie dort besuchen komme. Nach dem ich den weiten Weg nicht über die heimische Fluglinie (wie hier berichtet) gehen wollte, schaute ich mich nach Alternativen um und buchte schließlich einen Flug der Lufthansa mit Zwischenhalt bzw. Umstieg in Frankfurt. Während der Flug von VIE nach FRA noch relativ angenehm aufgrund der geringen Passagier-Zahl war, gabs beim Weiterflug von FRA nach St. Petersburg schon diverse Engpässe, aber dennoch kam ich nach weiteren 2:20 Std. Flugzeit sicher in StP an.
Da StP nicht mein 1. Besuch auf russischen Erdboden war (Bilder davon hier), wusste ich bereits annähernd was mich am Flughafen für allerlei Sicherheitschecks erwarten würden. Elendslange Passkontrollen, Körper Abtastungen wie es nur ein Schwerverbrecher erlebt (erleben sollte) & schlechtgelaunte Einheimische. Doch surprise, surprise! Nichts davon war (anfangs) wahr. Klar, die obligatorische Passkontrolle, zwecks Visa-Abcheckens, war mir auch an diesem Flughafen nicht verwehrt, doch nach 1-2 min. Wartens, war auch dies erledigt und ich konnte meinen Koffer am Laufband (heißt das so?!) abholen. Das der Koffer beschädigt und ohne Rollen am Unterboden ankam, will ich zwar nicht groß rausposaunen, da dies auch auf jedem anderen Flughafen der Welt passieren kann, doch verschweigen möchte ich es auch nicht. Da sich die Russen aber keinerlei Schuld bewusst waren (was auch so stimmen mag), muss ich den Schaden nun selbst mit der Fluglinie abwickeln.
Das ich höchsterfreut und himmelhoch jauchzend erfreut war, wieder meine Freundin nach schier 3 endlosen Monaten wieder zu sehen, muss ich wohl auch nicht extra erwähnen 😉
Jedenfalls ging es, dank der inzwischen sehr guten Ortskenntnisse meiner bessern Hälfte, weiter in Richtung Innenstadt StP’s.
Bevor ich weitererzähle, sollte ich anmerken, dass es in StP mehrere „öffentliche“ Verkehrsmittel gibt:
- U-Bahn
- Straßenbahn
- Omnibus
- Taxi
- Maschrutka
- Gypsi (kein Anspruch auf richtige Schreibweise!)
Während die ersten 4 Öffis von ihrer Bedeutung klar sein sollten, bedarf es bei den letzten beiden zu einer kurzen Erklärung.
Maschrutkas sind einfach Sammeltaxis, die quer durch die Stadt fahren und Leute an allen Ecken und Enden aufsammeln und auf ihrer, mehr oder weniger, vorgegebenen Route entlang fahren. Also taxifahrende Russen mit oftmals größeren Mercedes Sprintern o.ä. Karren, die ihr Geld mit dem Einsammeln von Leuten verdienen.
Gypsi Fahrer sind Privatpersonen, die ihr Auto spätnachts für oftmals betrunkende Fahrgäste anhalten und sich durch das Chauffieren ebendieser etwas Geld verdienen wollen. Ob diese Privatpersonen seriös sind, wird für einen Betrunkenen keine Rolle spielen, ebenso nicht ob sich unter dem Sitzkissen des Fahrers nicht eine Schusswaffe o.ä. Zeugs befindet. Dafür kommt man recht billig und v.a. zügig an sein Fahrziel.
Mit eben einer diesen unzähligen Maschrutkas ging es dann ab zur nächsten Metrostation. Da zwischen StP hindurch das Meer fließt und sich die Stadt eigentlich auf vielen kleinen Inseln befindet, fährt man geschätzte 2-3 min. per Rolltreppe hinab in die eigentliche Station. Wenn man dann vor verschlossenen Türen steht und glaubt, man wartet auf den Aufzug, ist man richtig gelandet – denn aufgrund div. Selbstmorde, geht man hier auf Nummer Sicher und installiert gleich vorneweg Türen, die sich automatisch öffnen und somit keinen Zugang auf das Bahngleis findet (Städte, die dies kopieren möchten, werden gerne gesehen).
Unser Hotel befand sich auf dem Nevsky Prospekt, der längsten Haupt-(Einkaufs-)Strasse StP’s – in Wien wäre dies wohl die Kärntner- oder Mariahilferstrasse. Zwischen diversen Boutiquen, die übrigens ganz locker erst um 10 oder 11 Uhr aufsperren und selbstverständlich bis spätnachts 22 bzw. 23 Uhr ein Shoppingvergnügen bieten, sammelten sich Fastfood Restaurants bis hin zu Hotels diverser großer Ketten. Eben vor einem dieser Hotels bot sich eines Nachmittags ein höchst vergnüglicher Anblick für Treibende. Zwischen 5 BMWs der 7er Serie und diversen Porsche Cayennes saßen 3 Polizisten in ihrem alten Lada und rauchten zufrieden Zigarette. Für uns ein witziger Anblick, für Russland ein Synonym für die Verteilung der Einwohnerschichten. Reiche fahren BMW, Audi, Mercedes & Porsche, die untere Schicht Lada, eine Mittelschicht existiert (bisher) nicht.
*to be continued*