7. November 2013, 13 Uhr Nachmittags. Die Studenten des Masterstudienganges Information, Medien & Kommunikation sind unterwegs in Hamburg und machen sich nach dem Besuch der HafenCity auf zum Valentinskamp 34, unter Insidern auch bekannt als Loge.
Da wo ein altehrwürdiger Raum von 1650 auf einen Haufen Künstler und das Gängeviertel trifft, erwarten uns kurze Zeit später bereits Inga Wellmann und René Gabriel. Fr. Wellmann ist die Leiterin des Referates für Kunst und Kreativwirtschaft der Kulturbehörde Hamburg, während Hr. Gabriel zur Gängeviertel Genossenschaft (GG) gehört.
Wie uns Letztgenannter erzählt, herrscht ein Bestreben nach gemeinsamen Zielen im respektvollem Umgang mitsamt einer offenen Kommunikation. Jeder Einzelne wird respektiert und geschützt – unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. Ein Blick auf die offizielle Website der GG verrät außerdem, dass die GG bereits 35 aktive Mitglieder zählt.
Später beim Durchschreiten des Gängeviertels wird man das Gefühl nicht los, dass die Bezeichnung „Kreativität trifft auf Chaos“ nicht weit hergeholt ist und oft nur absolut treffend hier ist. Doch muss Chaos oder Anders zwingend negativ behaftet sein? Jene, die sich hier bereits niedergelassen haben, zeigen, dass mit Entschlossenheit, Offenheit und vor allem in Gemeinsamkeit sehr Vieles möglich ist.
„Komm in die Gänge” ist nicht nur eine Initiative. Wir sind vor mehr als einem halben Jahr angetreten um mehr zu sein: ein offener, wirklich sozialer und kulturell vielfältiger Ort. Eine Bewegung. Eine gute Frage. Ein lauter Appell, heißt es im offiziellen Programm. Offen sein für Neues wolle man und teilweise auch gegen den Mainstream, der nicht nur in der nördlichen Millionenstadt herrscht, aufbegehren.
Die Loge gilt als so etwas wie Dreh- und Angelpunkt der Genossenschaftsarbeit. Nach dem kurzen Vortrag von Fr. Wellmann und Hr. Gabriel wagen auch wir einige Schritte durch das Gängeviertel. Graffitis treffen auf bereits abbröckelnde Hausmauern. Riesige und teilweise bereits eingeschlagene Fenster sitzen in in die Höhe ragende Gebäude. Einige von uns zücken Kameras und drücken ab – so auch ich.
Wir beenden unseren rund 2-stündigen Rundgang in der Fabrik. Entstanden 1903 gilt sie als das Herzstück dieses beeindruckenden Viertels. Dort wo in der Vergangenheit Gürtel und Schnallen gefertigt wurden, treffen heute Mitglieder der GG zusammen, um gemeinsam zu feiern oder sich einfach gedanklich auszutauschen. Fast beklemmend wirkt die gesamte Szenerie. Schon lange waren nicht dermaßen viele Personen in der Fabrik, wie wir es dort sind.
Mit gemischen Gefühlen verlassen wir das Gängeviertel wieder. Manche von uns wirken nachdenklich, andere sehnen sich bereits nach Hamburgs Nachtleben. Dort wo wohl kaum jene anzutreffen sind, die anders denken und aufbegehren. Doch es ist gut so.
Komm in die Gänge Zukunft.