Den heutigen Blogpost nehme ich einem lesenwerten Artikel der aktuellen Standard-Ausgabe zum Anlass. In Mit Leidenschaft studieren – und konsequent sein werden im Grunde genau jene Aspekte treffend formuliert, die ein berufsbegleitendes Studium ausmachen. Nämlich das Durchhalten und Durchziehen.
Als ich im Oktober 2010 mit meinem berufsbegleitenden Studium an der FH Burgenland in Eisenstadt begann, wusste ich noch nicht, welche Hürden sich da mir in den Weg legen würden. Es war mir bewusst, dass es einiges an Aufwand, nämlich sowohl zeitlichen als auch organisatorischen, bedarf, ein Studium neben einem Full-Time Job durchzuziehen – dass mittelfristig Familie, Freunde und Freizeit den Weg in die 2. Reihe antreten müssen und dass Bücher, Notebook und Mitschrift zum engsten Verbündenden werden. Dennoch wagte ich diesen Schritt.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Fachhochschulen, die berufsbegleitende Lehrgänge anbieten, war die Anwesenheit an der FH Burgenland mit lediglich Präsenzwochenenden am Freitag und Samstag gelinde gesagt „günstig“ und vergleichsweise „kurz“. Keine Frage, jemand der wöchentlich Dienstags, Donnerstags, Freitag und manchmal auch Samstag in seiner Hochschule sitzt, wird mir zustimmen, wenn ich sage, dass die Anwesenheit in meinem Fall kein großer Aufwand. Dennoch war auch ich dazu verpflichtet, Freitags gegen 13:30 Uhr meinen Arbeitsplatz im Süden von Wien zu verlassen und mich auf den Weg ins Burgenland zu machen. Während ich selbst als Beheimateter im Burgenland keine Probleme mit dem Pendeln hatte, kamen andere Mitstudenten teilweise aus Wien, Salzburg oder der Steiermark nach Eisenstadt. Am Freitag ging es oft bis 21:30 Uhr, während die Konzentration bei allen Anwesenden im Kurs allmählich schwand. Nicht selten kam mir dabei der Gedanke, ob es mir damals als 23-Jähriger nicht einfacher im Leben gehe, wenn ich just in dem Moment genau das machen würde, was andere Gleichaltrige tun würden. Nämlich Fortgehen, Party machen, die Woche entsprechend ausklingen lassen und den Alltag einfach ausblenden. Klar, nichts einfacher als das, hab ich mir gedacht. Als 23-Jähriger hat man noch viel Zeit zum Lernen, Weiterentwickeln und Weiterbilden. Warum soll ich also ausgerechnet in Eisenstadt in einem stickigen Raum mit 30 anderen sitzen, von welchen mehr als das Gros um zumindest 7 Jahre älter war, als ich. Ich weiß es nicht. Ich wusste in dem Moment nur, dass eben meine Realität in der FH zum genannten Freitagabend lag.
Samstags begann der Tag dann um 8:30 Uhr und dauerte oft bis 15:30 Uhr. Zumindest hat man dann noch ein paar Studen Zeit, um ebenso wichtige Dinge wie den Einkauf zu erledigen oder einfach die Sonne/Freizeit zu genießen. Dass die Anwesenheit am Samstag aber nur im Bachelorstudium vergleichsweise „kurz“ war und diese sich im Masterstudium nach hinten ausdehnen würde, wusste ich damals noch nicht. Es sollte mir aber zumindest Jahre später bewusst werden…
Meine Motivation für ein Weitermachen holte ich mir einerseits durch ein tlw. freundschaftliches Verhältnis zu meinen Mitstudenten und der Tatsache, dass ich im Hörsaal nicht aus Muss und Zwang saß, sondern aufgrund des Aspektes, dass ich einfach „Neues hören und lernen“ wollte. Ich war damals der Ansicht, dass das bisher Gelernte in meinem Leben nicht für jene Ziele und Absichten reichen würde, die ich später einmal erstreben wollte. Im Grunde hätte ich auch alles hinschmeißen können und niemand hätte es gestört, doch wären dann die Selbstzweifel an meiner Person noch größer geworden – nicht dass sich während des Studiums nicht auch bereits Selbstzweifel aufgetan hätten, aber ich denke, dass bei einem Studienabbruch diese eben stärker überwogen hätten.
Die größte Erkenntnis 3 Jahre später war, dass eine dünne blaue Mappe, auf welcher das Logo der FH Burgenland prangt, etwas wie eine Bestätigung für mich selbst war. Die Bestätigung, dass ich mir alleine (abgesehen von später nur mehr 20 Mitstudenten), das alles erarbeitet und damit mir selbst auch aufgezeigt habe, zu welchen Leistungen ich im Stande bin.
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