Es ist kurz vor 5 Uhr Morgens in Österreich, halb 10 in Sri Lanka und zu unseren Füßen liegt der indische Ozean. Seit Ende Oktober sind wir nun bereits in Sri Lanka mit einer 8-köpfigen Reisegruppe sowie lokalem Guide unterwegs. Gerade als ich mich an den Pool setzen möchte, hebt aus der Ferne ein Hotelmitarbeiter die Hand und begrüßt uns mit einem freundlichen Lächeln. Er dürfte bereits seit den frühen Morgenstunden, als die Sonne noch nicht so stark vom Himmel schien, seine Arbeit verrichten. Egal wo man in Sri Lanka hinkommt, hat man immer das Gefühl, dass sich die Menschen über Fremde freuen. Sie schenken einem ein Lächeln, nicken respektvoll oder gestikulieren, um auch Auswärtigen zu zeigen: Herzlich Willkommen in Sri Lanka!
Als wir am ersten Tag frühmorgens (ca. 3:30 Uhr) und völlig übermüdet nach in Summe 10 Stunden Flugzeit am internationalen Flughafen in Colombo (Hauptstadt Sri Lankas) ankommen, werden wir ob der vielen Elektronikshops am Flughafen überrascht. Fernseher, Stereoanlagen, Waschmaschinen und einige andere Haushaltsgeräte können hier erworben und direkt mitgenommen werden – ob es dazu eine Freihaus-Lieferung gibt, ist nicht bekannt. Gespannt wer uns am Flughafen abholen wird, gelangen wir in die Ankunftshalle und überrascht fest, dass niemand auf uns wartet. Es tummeln sich dort zwar selbst um diese Uhrzeit viele Menschen, und einige von ihnen haben auch Schilder von unterschiedlichen Reisedienstleistern sowie den Namen der Ankömmlingen in der Hand, aber irgendwie bleiben wir alleine auf weiter Flur. Ich frage vereinzelt bei den Wartenden nach unserer Agentur, aber nach 10 Minuten ohne zählbarem Erfolg bin ich skeptisch ob wir uns nicht stattdessen ein Taxi nehmen sollen. Meine Freundin trifft plötzlich auf ein anderes wartendes Pärchen, die aufgeregt gestikulieren und scheinbar den gleichen Voucher in der Hand halten wie wir. Wir erkundigen uns bei ihnen und stellen fest, dass die beiden tatsächlich unserer Reisegruppe angehören und uns für die weiteren 14 Tage begleiten werden. Sie sprechen bereits mit einer Flughafenmitarbeiterin, die sichtlich um Aufklärung bemüht ist und zwischen zwei Mobiltelefonen aufgeregt hin und her wechselt. Nach weiteren 20 Minuten Wartens, es ist bereits kurz nach 4 Uhr, arrangiert sie uns ein großes Taxi, welches uns sicher zu unserem Hotel bringt.
Als meine Freundin wenige Monate zuvor Sri Lanka als unser nächstes Reiseziel vorschlägt, war ich, ehrlich gesagt, nicht sonderlich glücklich. Ich wusste damals noch zu wenig über das Land und seine Einwohner und war mal wieder zu vorschnell mit meinem Urteil. Da sie mich aber bereits im März in das deutlich kältere Island begleitet hat, lenkte ich ein und wir buchten unsere 14-tägige Rundreise im Internet. 2 Wochen vor unserem Abflug suchte ich online nach Tipps für in Sri Lanka urlaubende Fotografen, da ich selbstverständlich meine Kameraausrüstung mitnehmen wollte. So kam ich zum Beispiel auf die Mauerfestung von Sigiriya, welche ich euch im weiteren Blogpost zeigen werde und uns einen einmaligen Ausblick auf das weite Land gab.
Da wir praktischerweise gleich nach unserer Ankunft im Hotel das Zimmer beziehen durften, nutzten wir die Gunst und legten uns für einige Stunden noch schlafen. Mehr als 5 Stunden Schlaf wurden es allerdings nicht und so erkundeten wir noch am Vormittag den Strand und Poolbereich. Dabei war sehr auffallend, dass eigentlich keine weiteren Gäste im Hotel zu sehen waren. Dass dieses Szenario auf jedes weitere Hotel in den folgenden Tagen zutreffen würde, war uns damals noch nicht bewusst. Für heftiges Kopfschütteln sorgte bei uns die starke Strandverschmutzung. Egal wo man hinsah, lagen Abfälle wie Plastikbecher, Aludosen oder sogar Glasflaschen. Ich hielt Ausschau nach etwaigen Reinigungskräften, die von Zeit zu Zeit die Strandabschnitte säubern würden, aber irgendwie kam niemand. Im Gegenteil, statt Menschen mit Schaufeln und Müllsäcken kamen Strandverkäufer, die in ihren Plastiktragetaschen diverse Souvenirs wie Holzschnitzereien oder Tücher hielten – was in manchen Ländern dieser Welt ja nicht unüblich ist, wie wir bereits mehrmals auf unseren Reisen festgestellt haben. Sauer aufstoßend ist nur die Tatsache, dass sie sich auch nach dem 3ten oder 4ten „No!“ nicht abwimmeln lassen. So verbrachten wir den weiteren, ersten Tag in Sri Lanka ausschließlich am Pool und konnten somit unseren Jetlag etwas verarbeiten.
Am folgenden Morgen erhielten wir endlich Kenntnis darüber, aus wie vielen Personen unsere Reisegruppe bestehen würde: 2 Schwedinnen, 2 Holländer, 2 Dänen und eben wir. Die Reiseleitung hatte ein Einheimischer inne, der uns in ordentlichem Englisch durch die weiteren Tage führen sollte. Wir bestiegen unseren Reisebus, der Platz für rund 15 Personen bot, und nahmen Kurs auf unsere erste Besichtigung, den Besuch eines örtlichen Fischmarktes in Negombo. Reges Treiben herrschte vor Ort und der Geruch von Fisch und anderen Meeresbewohner hatte uns sofort nach dem Aussteigen aus dem Bus eingenommen. Ein Fischer führte uns einige Minuten lang herum und zeigte uns, welche Transportwege der Fang durchlief. Irritierend war für uns der Anblick ungekühlten Fisches in der prallen Sonne, wohl etwas das man in unseren Gegenden eher kaum sehen würde. Unsere weitere Reise wurde mit der Fahrt zum wunderbaren Coco Royal Beach Resort Hotel in Kalutara beschlossen. Der eigene Pool und direkte Meerzugang konnte den Nachmittag am Wasser nochmals wunderbar unterstreichen.
Die Weiterfahrt in die Hafenstadt Galle am nächsten Morgen gestaltete sich angesichts des androhenden Wetterumschwunges schwierig. Angespannt verfolgten wir die Wolken und mussten kurz vor der Ankunft feststellen, dass es der Wettergott von Sri Lanka nicht gut mit uns meinte. Heftiger Regen begleitete uns für die nächsten Stunden und so auch bei der Sightseeingtour auf der Festung von Galle. Klatschnass bestiegen wir später wieder den Bus und teilweise hatte sich Frust bei uns angesammelt, weil wir trotz des Dauerregens unsere Tour fortgesetzt hatten. Wir kramten in unseren Koffern nach trockenen Sachen und wurden rasch fündig. Dieser Tag stand im Zeichen des Zeitdruckes, denn um 15 Uhr sollten wir eine Safari durch den Yala National Park machen, doch zuvor folgte noch ein Halt bei Einheimischen, die uns mit einem Mittagssnack verköstigen sollten. Doch sowohl dieser Halt, als auch die Safari verliefen reibungslos und wir kamen abends bei unserem nächsten Hotel in Tissa an.
Haputale hieß unser Fahrtziel am nächsten Morgen und für mich hatte diese Fahrtstrecke etwas besonderes. Denn wir fuhren ins Hochland Sri Lankas und insgesamt wurden über 1.200 m Seehöhe an diesem Nachmittag überwunden. Berge und Wälder säumten unsere Strecke, dazwischen enge Kurven, die in Serpentinen verliefen. Oftmals hielten wir ob der engen Straße unseren Atem an und dass ein Kleinbus von einem mit Menschen vollbesetzten Öffibus überholt wird, ist keine Seltenheit hier. Als wir auf der Fahrt immer wieder kurz anhielten, wurde ich übermannt ob der Vielseitigkeit und Schönheit des Landes. An den Landesgrenzen wartete der wunderschöne Ozean und im Inneren erstreckten sich weitläufige Wälder inmitten Schluchten und Bergen. Zum Tagesabschluss besuchten wir noch ein Kloster und hielten eine Meditation mit einem Mönch ab. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass wir unser nächstes Hotel in Haputale leider erst viel zu spät erreichten. Denn dieses bot eine umwerfende Aussicht auf das Umland und ich hätte nur zu gerne einen Nachmittag mit meiner Fotokamera dort verbracht. Aus diesem Grund stellte ich mir am nächsten Tag schon für 5:30 Uhr den Wecker, um den Sonnenaufgang bildlich festzuhalten.
Nach dem Frühstück begaben wir uns zur Bahnstation in Haputale um eine fünfeinhalbstündige Zugfahrt nach Kandy aufzunehmen. Angesichts der folgenden Aufnahmen bedarf es keiner weiteren Worte 🙂
Geschlaucht, aber beeindruckt von den Impressionen kamen wir pünktlich in Kandy an, wo wir die beiden nächsten Tage verbringen sollten. Vor dem Besuch des heiligen Zahntempels in Kandy ging ein Mittagessen voraus, welches wir hungrig einnahmen. Bevor man einen Tempel in Sri Lanka betritt, hat man dafür zu sorgen, dass man sich der eigenen Schuhe entledigt. Prinzipiell sollte das für jedermann schaffbar sein, angenehm ist es allerdings nicht wenn es eher kühl und feucht ist. Ausnahmen wurden auch für arme Europäer keine gemacht und so betraten wir ohne Schuhwerk den Zahntempel Kandys. Buddha ist in Sri Lanka allgegenwärtig, was angesichts der hohen Zahl von fast 70% Buddhisten im Land keine große Überraschung ist. Der Sage zufolge wurde nach dem Tod Buddha ein Zahn entnommen und dieser im Tempel aufbewahrt. Dieser Tempel war der Zahntempel und zeigte dabei vor allem die Geschichte Buddhas nach seinem Tod. Eine kurze Tuk-Tuk-Tour (absolut empfehlenswert!) beschloss unseren Tag und wir bezogen unsere Zimmer im nächsten Hotel in Kandy. Am Abend genossen wir ein wunderbares Essen, das durch ein indisches Abendessen am nächsten Tag nochmals getoppt wurde. Der nächste Tag in Kandy begann mit dem Besuch einer örtlichen Teeplantage. Wir sahen nicht nur den Prozess der Verarbeitung sondern konnten auch noch selber beim Pflücken der Teeblätter mitmachen. Danach ging es für meine Freundin und mich per Tuk-Tuk und mit unserem Guide weiter zu einer Tempeltour, die uns zu 3 verschiedenen Tempeln führte. Die weitere Reisegruppe besuchte derweil den örtlichen Botanischen Garten.
Der folgende Tag war verbunden mit sehr viel Schweiß und Überwindung meiner (dezenten) Höhenangst. Zunächst erklommen wir den Felsentempel von Dambulla und am Nachmittag ging es hoch hinaus über Sri Lanka: Sigiriya, die Felsenfestung Sri Lankas wartete auf uns. Bewaffnet mit meinen beiden Kameras (Canon + Actioncam) wagten wir zu Viert den Aufstieg und erklommen über 1.200 Stufen sowie 250 Höhenmeter. Zwischendurch kam Regen auf und ich musste meine Canon wegpacken, dennoch war ich froh als wir bei knapp der Hälfte kurz innehielten und den Ausblick über das Land genießen konnten. Ein Selfie mit der Gruppe gehörte natürlich ebenso dazu 😉 Bereits froh über das nahende Ende unseres Aufstieges besserte sich meine Laune, doch sehr schnell stellte ich fest, dass wir doch noch nicht am höchsten Punkt angelangt waren. Der letzte Aufstieg erfolgte über in den Felsen eingelassene Treppen aus Metall, wo jeder Schritt für mich zur Qual wurde. Nochmals gab ich alles und mit lautem Keuchen und komplett nassgeschwitzt kam ich ganz oben an. Und die Aussicht: GRANDIOS, FAMOS, ÜBERDRÜBERSUPER…. Wir standen über 30 Minuten am höchsten Punkt Sigiriyas und ließen unsere Blicke in die Ferne schweifen. Ich packte wieder meine Canon aus und schoß 2, 3 Fotos – wie immer halt 😉
Ach ja – ich habe ganz vergessen zu erwähnen: Das Dschungel-Hotel! 2 Nächte lang übernachteten wir im Pinthaliya Resort & Spa, ein Hotel umringt von Dschungelpflanzen und dichtem Gestrüpp. Ein Pärchen unserer Reisegruppe bekam sogar auf eigenen Wunsch ein Baumhaus als Schlafplatz zugewiesen, wenn gleich Komfort und Exklusivität nicht mit Warmwasser beim Duschen einherging 😉
Der nächste Morgen begann erneut sehr früh. Bereits um 4 Uhr Früh läutete der Wecker, da wir 1 Stunde später unterwegs zu einem örtlichen See waren um dort eine Tour mit einem Katamaran zu unternehmen. Kurz nach der Ankunft stellte sich heraus, dass das angepriesene Katmaran lediglich ein kleines Fischerboot war, das Platz nur für 4 Personen bot. So musste ich kurzerhand meine Fotoausrüstung auf dem Festland lassen, da mir die Gefahr des Kenterns zu groß erschien. Leider war auch dieser Sonnenaufgang nicht ganz ungetrübt und so sahen wir vom erhofften Aufgang nur sehr wenig. Egal. Die Zeit auf einer abgelegenen Insel genoßen wir dennoch und ich machte 2, 3 Fotos mit meinen beiden anderen Kameras.
Einen Tag später machten wir uns auf nach Passikudah. Dort sollten uns endlich 3 Tage wirklicher Strandurlaub mit Relaxen und Cocktails erwarten. Das Passikudah Beach Hotel auf der Ostküste Sri Lankas. Der Wind kam an diesen Tagen an der Küste immer mehr auf und so war es uns kaum möglich dem Meer einen Besuch abzustatten. Die Wellen peitschten zu sehr und die Strömung war zu stark als dass wir längere Zeit im Wasser verbringen konnten. Wir genoßen daher die Zeit am Pool, vor allem aufgrund der Tatsache, dass sich auch in diesem Hotel kaum andere Gäste wiederfanden. In Sri Lanka herrscht in November noch Pre-Season und damit sind die Hotels vielerorts an Gästen unterbesetzt. Dies zeigte sich auch beim Bestellen von Getränken: man bot uns zwar immer eine recht üppige Getränkekarte an, tatsächlich konnte man aber nur einen Bruchteil davon bestellen. Als Antwort verwies man immer auf die genannte Vorsaison, in welcher man sich aktuell befand.
Allmählich neigte sich unser Besuch dem Ende zu und meine Gedanken zur bisherigen Reise waren getrieben von Gastfreundlichkeit, verunreinigten Straßen und freilaufenden Hunden. In Sri Lanka finden sich zuhauf Straßenhunde, die zwischen Autos und Fussgängern umherlaufen und um Aufmerksamkeit, Futter und Wasser beteln. Als Hundebesitzer ist man versucht den Tieren zu helfen, doch rational betrachtet ist das fast unmöglich. Eher sollte man Abstand zu den Tieren halten, weil man nicht weiß welche Krankheiten sie in sich tragen bzw. wo sie zuletzt ihr Futter bekommen haben. Die wenigsten tragen Halsbänder und so hat man zumindest etwas das Gefühl, dass sie nicht tagtäglich ums Überleben kämpfen. Selbst Hundemütter mit Welpen sieht man immer wieder herumirren und man ist wirklich versucht zu helfen. Unser Guide erzählt uns von Kastrationsprojekten der Regierung, ein wichtiger Schritt zur Reduktion der Überpopulation dieser Hunde, doch wenn ich meine Blicke auf die Straßen richte, dann sehe ich noch ein großes Stück Arbeit für die Regierung.
Nach einer Zwischenstation und Übernachtung in Anuradhapura erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt: Negombo. Aufgrund ungetrübten Sonnenscheins können wir noch den Nachmittag am Strand bzw. Pool verbringen, bevor es einen Tag später am Abend heißt Abschied von Sri Lanka und seinen Menschen zu nehmen. Ich nehme vieles von Sri Lanka mit, sowohl positive wie auch negative Aspekte:
Auf der einen Seite die netten Menschen, die niemals um ein Lächeln verlegen und immer um (Gast-)Freundlichkeit bemüht sind, sowie die unglaubliche Landschaft und Vielseitigkeit der Natur dieses Landes. Auf der anderen Seite bleiben die Unreinlichkeit, Straßenhunde und eine große Kluft zwischen arm und reich. Da ein Massivhaus mit ordentlichem Vorgarten und Zaun, daneben die Holz- oder Blechhütte samt 3-köpfigen Bewohnern.
Sri Lanka, es war uns eine große Ehre!